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2. Mai 2025

Willkommen in Apolda, Pauli

Es waren seltsame Zeiten, damals in den späten No-H-Jahren, irgendwo zwischen letzter FDJ-Versammlung und dem ersten Internetanschluss im Gemeindehaus. Die Welt war grau, aber in unseren Köpfen war sie „dibunte“ – ein bisschen DDR, ein bisschen Punk, ein Hauch Wahnsinn.

Landrätin Erika zum Beispiel. Statt trockene Reden zu halten, ließ sie sich für das Gemeindejournal „Dibunte Zeiten“ nackt auf einem Traktor ablichten. „Für mehr Transparenz in der Politik!“, sagte sie lachend und warf dabei eine Gießkanne in die Luft wie ein Revolutionsbanner. Manche schüttelten den Kopf – andere schickten Spenden fürs nächste Titelbild.

Und dann war da noch Gabi. Gabi mit der Gurke. Niemand wusste so recht, wie sie zur offiziellen Werbefigur des Ostgemüseverbandes wurde, aber da war sie: im Fernsehen, im Schaufenster des HO-Ladens, sogar auf Briefmarken. Mit ihrer charmanten Art flüsterte sie in die Kamera: „Frisch. Echt. Sozialistisch.“ und biss dabei verführerisch in eine Spreewaldgurke. Kultstatus war ihr sicher.


Wir waren jung, wir waren frech, und wir hielten nichts für unmöglich. Vielleicht war es der Mangel an allem oder der Überfluss an Fantasie – aber ausgerechnet in dieser seltsamen Zwischenzeit blühte unsere kleine Welt so bunt auf wie nie zuvor.




Anmerkung:
die Geschichte ist frei erfunden, namen wurden zufälligausgewählt und die karakäre bilden nicht die realität ab.