Gestern Abend im Theater. Die Stuhlauslastung ist, glaubt man an die Aussagekraft einer Excel-Datei, zu 100-Prozent an diesem Premiere-Abend erfüllt. Auf der Bühne läuft "Stella" vom alten Herrn von Goethe. Eine Liebesschnulze aus dem 18.Jahrhundert. Eigentlich kein Stück zum Besprechen. Eine Dreiecksbeziehung, in der geknutscht, gestritten und sich getrennt wird. Ibasta. Im Grunde richtig langweilig für den Menschen des 21. Jahrhunderts. Die Story lockt die heutigen Liebesmenschen doch nicht mehr aus der Reserve. Blickt man in die Boulevardblätter der Gesellschaft, hat der Zuschauer dieses Schauspiels fast Mitleid mit den Menschen vergangener Jahrhunderte. Diese Beschränkungen, diese Gängelungen, diese Prüderie - möchte man laut auf die Bühne schreien. Was tut ihr den Bürgern mit euren gesellschaftlichen Vorstellungen von Zusammenleben bloß an! Seit ihr denn alle verrückt geworden! Goethe selbst hat sich privat übrigens nichts vorschreiben lassen. Es hat geliebt - wen und soviel er wollte. Ibasta.