1. August 2019

Fortschritt per Vorschrift

Viele Autofahrer gefährden sich und andere. Damit die Zahl der Unfallopfer endlich sinkt, werden von 2022 an verschiedene Assistenzsysteme zur Pflicht.

Wahr oder falsch? Mehr als 70 Prozent der Befragten glauben laut einer Euro-NCAP-Umfrage, dass man autonome Autos bereits kaufen kann. Ein anderes Bild zeichnet eine Prognos-Studie, die der ADAC im vergangenen Jahr in Auftrag gab: "Wir gehen davon aus, dass sich automatisierte Fahrfunktionen in der Flotte sehr langsam durchsetzen werden", sagt Andreas Rigling, der beim ADAC für Fahrzeugsicherheit verantwortlich ist: "Für 2050 erwarten wir zwar, dass 70 Prozent der Neufahrzeuge über eine Form von Automatisierung verfügen werden, aber nur wenige Prozent können dann vollautonom von Tür zu Tür fahren." Die meisten Fahrzeuge wären demnach zwar in der Lage, auf Autobahnen selbständig zu steuern. Damit ließen sich aber nur die wenigsten Verkehrstoten verhindern.

Sind autonome Autos also nur ein Hype - oder lösen sie zumindest mittelfristig eines der dringendsten Verkehrsprobleme? Allen Visionen vom unfallfreien Fahren zum Trotz sterben jährlich mehr als 3000 Menschen durch Verkehrsunfälle in Deutschland, in Europa sind es über 25 000. Längst hat die Politik alle Hoffnungen begraben, die Zahl der Verkehrstoten bis 2020 halbieren zu können. 
Angesichts eines volkswirtschaftlichen Schadens durch Verkehrsunfälle in Höhe von mehr als 120 Milliarden Euro pro Jahr hat das Europäische Parlament kürzlich die Reißleine gezogen: Von 2022 an müssen alle neuen Fahrzeugbaureihen in Europa mit erweiterten Notbremsassistenten ausgestattet sein. Verpflichtend eingeführt werden für Pkw auch Spurhalteassistenten und intelligente Geschwindigkeitsassistenten, die Tempolimits erkennen und automatisch übernehmen.
Fahrerüberwachungssysteme, die bei Ablenkung oder Müdigkeit Alarm schlagen, werden genauso zum Standard wie Unfalldatenschreiber. Durch die Ausrüstung von Lkws und Bussen mit Totwinkelwarnern sollen die Unfallzahlen vor allem im Stadtverkehr gesenkt werden. Auch Rückfahrkameras können vor allem Fußgänger und Radfahrer vor dem motorisierten Verkehr schützen.
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