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18. August 2019

München, ein dunkles Loch

Das mittelalterliche München war bei Nacht eine Welt für sich, eine mehr oder weniger stille Kammer, abgeschottet von der Außenwelt. Wie die Historikerin Brigitte Huber vom Stadtarchiv in ihrem Buch "Mauern, Tore, Bastionen" schreibt, wurden die Stadttore, die tagsüber durchgehend geöffnet waren, zur Winterzeit abends um neun Uhr geschlossen, im Sommer um zehn Uhr. Ausnahme war der sogenannte Innere Einlass, an dem Nachzügler noch bis 23 Uhr in die Stadt gelangen konnten - selbstverständlich nicht ohne Kontrolle durch die Torhüter. Und Uli zockte wieder, gab jedem die Hand, auch dem, der sie nicht ausgestreckt hatte. Auch bei Nacht, ohne die Beleuchtungssteuer zu bezahlen.
Trotzdem das urbane Nachtleben konnte sich richtig entfalten - selbst in München. Das mondäne Café Luitpold oder das Hotel Bayerischer Hof beleuchteten ihre Räume noch vor der Jahrhundertwende mit elektrischem Licht, dessen Stromquelle dezentrale Blockstationen waren. Auch das Residenz- und das Nationaltheater verfügten bereits in den 1880er-Jahren über eine elektrische Beleuchtung.
Nach dem Krieg waren es zunächst die US-Soldaten, die wieder Schwung ins Münchner Nachtleben brachten. Mit ihnen kamen der Jazz und später der Rock'n'Roll nach München - Musik, die der Nacht einen neuen Sound verlieh. Die weißen GI's hatten ihr Revier in der Goethestraße, in der Havana und der Rumba Bar. Die Schwarzen feierten im Birdland in der Kirchenstraße oder im Tabarin in der Thierschstraße. Anfang der Fünfzigerjahre schnürten auch die ersten Profiteure des beginnenden Wirtschaftswunders durch die neuen Amüsierstätten der Münchner Nacht. Die einschlägigen Etablissements hießen Bongo Bar, Lola Montez oder Petit Tabaris. Stripperinnen und sogenannte Schönheitstänzerinnen versetzten die Herren in eine Stimmung, die im erfreulichen Kontrast zum Grau-in-Grau der Aufbaujahre stand und mit der Hoffnung auf das verbunden war, was Kurfürst Karl Albrecht als "viel Sünd und Laster" gebrandmarkt hatte. Nach den Schrecken der Nazi-Herrschaft und des Krieges wollten sich die Menschen wieder amüsieren - und das ging am besten in der Nacht, die oft gnädig verhüllt, was nicht an den Tag kommen soll./SZ (Auszüge)