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Storytelling

In unserer neuen Rubrik Digitales Storytelling lesen sie Nachrichten und Geschichten, kunstvoll ineinander verwoben und frei mit bestem Gewissen - geräuschvoll verstärkt, erzählt. 





8 Minuten Lesezeit
Ißt Unbekannte eine Frau?
Wenn  es  einen  Ort  für  Gewissheiten  gibt,  dann  diesen.  Ralf  Zentgraf  biegt  von  der  Landstraße  ab und  parkt  das  Polizeiauto  unter  den  Ästen einer  Trauerweide.  Wie  eine  Insel  liegt  der Friedhof  Rosbach-Rodheim  in  der  ockerfarbenen  Landschaft,  ringsum Äcker,  Felder,  alles  flach. Die Sache ist nur: Was ist so eine Gewissheit wert,  wenn es außer ihr nur Ungewissheiten  gibt?

Zentgraf, 60,  schiebt  das grüne  Eisentor zur  Seite  und  betritt  den  Friedhof.  Irgendwo  nahe  der  Außenmauer  muss  es  liegen, das  Grab  der  Unbekannten,  aber  er  hat  es länger nicht besucht. Wohin also? Der Kommissar  mustert  die  Inschriften  der  Gräber, er  schaut,  geht,  schaut,  unter  seinen  Füßen  knirscht  der  Sand.  Zentgraf  sucht.

An  einem  warmen  Junitag  im  Jahr  1988 haben  Waldarbeiter  den  Leichnam  gefunden,  keine  drei  Kilometer  Luftlinie  vom Friedhof  entfernt,  im  Unterholz  direkt  an A5  zwischen  Gießen  und  Frankfurt. Die  Todesursache  konnten  die  Forensiker nicht  mehr  feststellen  –  im  Sommer,  im Wald,  da  zersetzt  die  Natur  einen  Körper schnell,  wenige  Wochen  und  sie  hinterlässt  kaum  mehr  als  ein  Skelett.  Fundort und  Körperhaltung  der  Leiche  aber  lassen nur  einen  Schluss  zu:  Die  Frau  ist  einem Verbrechen  zum  Opfer  gefallen.

Heute,  fast  32  Jahre  später,  ist  die  Tote noch  immer  eine Unbekannte.  Niemand weiß,  wer  sie  ist.  Niemand  hat  sich  gemel-det,  niemand  nach  ihr  gefragt.  Sie  hat  keinen  Namen,  keinen  Pass,  keine  Vita.  Kein Angehöriger  hat  von  ihr  Abschied  genommen,  als  sie  beerdigt  wurde.

Wer  ist  diese  Frau?  Was  ist  ihre  Geschichte?  Und  wie  rekonstruiert  man  ein Leben,  wenn  niemand  da  ist,  der  sich  an diesen  Menschen  erinnert? Zentgrafs  Büro,  Kripo  Friedberg,  ein Tag  im  Februar  2019,  kurz  bevor  er  zum Friedhof  aufbricht.  


Um was handelt es sich hier?



Ganz genau: um eine Fliege

Es  riecht  nach  Kaffee und Zigaretten, vor ihm liegen drei Ordner, Aktenzeichen  Ujs  2314/88.  In  den  USA  geben  Ermittler  unbekannten  Toten  Fantasienamen,  Jane  Doe  etwa.  Zentgraf  nicht. Ihren  richtigen  Namen  möchte  er  ihr  geben,  sagt  er,  erst  mit  einem  Namen  gebe  es Hoffnung, den Täter zu finden. Das zum einen.  Zum  anderen  ist  da  etwas,  das  Zentgraf noch wichtiger ist: „Ich würde gerne irgendwem,  der  noch  lebt,  mitteilen:  Deine Tochter,  deine  Schwester,  deine  Nichte liegt  auf  diesem  Friedhof  begraben.“

Zentgraf  strahlt  Ruhe  aus,  auch  in  der Unruhe,  die  ein  ungelöster  Fall  einem  wie ihm  bereiten  muss.  Vielleicht  liegt  das  am gelassenen Blick  durch die  Brille, vielleicht

an  seiner  Stimme,  am  hessischen  Einschlag,  den  weichen Konsonanten,  die  der Härte  des  Schicksals,  über  das  er  spricht, wie  Stoßdämpfer  begegnen.

Der  Kommissar  war  damals  schon  bei der  Kripo,  aber  den  Fall  hat  er  erst  später übernommen. 1988 untersuchen seine Kollegen den Fundort, lassen die Leiche obduzieren.  Alles  spricht  dafür,  dass  es  sich  um eine  Frau  handelt,  die  zierliche  Figur,  das längere  Haar.  Schädel,  Gebiss  und  Becken, so  deuten  die  Gerichtsmediziner an,  könnten  zu  einer  Asiatin  passen.  Damals  habe es  mehrere  asiatische  Bordelle  in  der  Gegend gegeben, sagt Zentgraf. Die Polizei recherchiert  im  Milieu.  Ohne  Erfolg.


Um was handelt es sich hier?



Ganz genau: um eine Spardose, die geöffnet wird


Dann  wenden  sich  die  Vorzeichen.  Man kann  sich  eine Mordermittlung  wie  ein Straßennetz  vorstellen.  Es  gibt  Gabelungen, Sackgassen, unerschlossenes Terrain.


Und  manchmal,  selten,  führen  Wegmarken in die Irre – dann laufen die Ermittlungen jahrelang  ins Leere. Wie  wenn  man  auf eine  falsche  Autobahn  gerät:  Man  kommt nicht  so  schnell  wieder  runter.  Zentgraf sagt: „Sie können eigentlich alle Ermittlungen  von  1989  bis  2017  in  die  Tonne  treten.“

Die  Friedberger  Kripo  schickt  nach  der Obduktion  DNA  der  Leiche  an  ein  Berliner Labor. Damals steht die DNA-Analyse ganz am Anfang, Polizisten sind kaum sensibilisiert für  den  Umgang  mit Kleinstpartikeln.

Ein  aus  dem  Helikopter aufgenommenes Foto zeigt die Ermittler am Fundort vor der Leiche,  ohne  Mundschutz,  ohne  Schutzkleidung. Womöglich war die Probe am Ende  verunreinigt,  kontaminiert  von  Polizisten. Oder gar vom Täter? 

Jedenfalls schickt das  Labor  1989  eine  unerwartete  Antwort zurück nach Friedberg: Bei der Leiche han-dele  es  sich  um  einen  Mann. Nichts  illustriert  die  Tragik  dieses  Fehlers besser als ein Phantombild, das die Polizei  danach  anfertigen  lässt  und  1992  veröffentlicht,  um  Zeugen  zu  suchen.  Mit Knetmasse  rekonstruieren  Experten  anhand  des  Schädelknochens  das  Gesicht des  Opfers.  Sie  formen  einen  sehr  feminin anmutenden Kopf, obwohl sie unter der irrtümlichen  Vorgabe  arbeiten,  ein Männergesicht  modellieren  zu  müssen.  „So  sieht das  dann  auch  aus“, sagt Zentgraf,  wie eine Frau  mit  Bartstoppeln.  

Mit  dem  Bild  sucht die  Polizei über  Jahre  nach  Menschen,  die sich  erinnern  könnten  an  das  Opfer.  An  einen Mann, den es nie gab. An  ein  Phantom.

32 Jahre sind eine lange Zeit in einem ungelösten Kriminalfall. Schon mit jedem Monat,  der  verrinnt, jedem  Jahr,  verschwimmt  die  Aussicht  auf  einen  Ermittlungserfolg.  Erst  recht  mit  jedem  Jahrzehnt:  Erinnerungen verblassen,  Spuren verwittern,  Menschen sterben.

Nur  hin  und  wieder  bringt  die  Zeit  auch neue  Möglichkeiten  für  die  Ermittler: durch  den  Fortschritt  der  Wissenschaft. 

Gießen,  Büro  der Staatsanwaltschaft. Der  Mann,  der  die  Akten  vor  drei  Jahren wieder  aus der  Schublade holte,  sitzt nicht, er  steht  hinter  seinem Schreibtisch,  besser für  den  Rücken.  Alles  an  Thomas  Hauburger ist akkurat: Haare, Vollbart, Ausdrucksweise. Manchmal spricht er, wie das nur Juristen  können:  Das  Wiederaufrollen  des Falles  sei  die  Folge  „einer  turnusmäßigen Überprüfung“  gewesen,  man versuche nun,  „den  Fall  einem  Erfolg  zuzuführen“.

Die  Staatsanwaltschaft  hatte  1988  Teile des  Schädels  der  Leiche  als  Asservate  behalten.  2017  lassen  die  Ermittler  DNA  aus einem Eckzahn  untersuchen,  das Ergebnis ist eindeutig: Die Tote ist eine Frau. Und sie ist  europäischer  Herkunft.  Hauburger  will jetzt  mehr.  Er  lässt  Experten  auch  die  Ob-duktionsergebnisse  von  1988  analysieren. „Wir  wollten Informationen,  die  unverrückbar  sind,  die  einfach  feststehen“: Schuhgröße,  Zahnstatus, Blutgruppe.

Hauburger  weiß  aber  auch,  dass  das nicht  reichen  wird.  Mit  Zahlen,  Nummern und  Werten  kann  man  nur  selten  einen Menschen identifizieren. Wer erkennt  eine Gesuchte  schon  über  ihre Schuhgröße?

Was den Ermittlern fehlt, ist eine Geschichte:  Handlungen  und  Lebensstationen  der Unbekannten.  Begebenheiten,  die  das  Gedächtnis  möglicher  Zeugen aktivieren.


2018  schicken  die  Ermittler  aus  diesem Grund Haare, Zähne und Teile des Schädelknochens  der Unbekannten  nach  München.  Das  Institut  für  Rechtsmedizin  der Ludwig-Maximilians-Universität  zählt  in Europa zur Avantgarde, wenn es um die sogenannte  Isotopenanalyse  geht:  eine  Methode,  mit  der  Forscher  die  Herkunft  eines Menschen untersuchen  können.  Isotope sind  Atom-Arten  eines  Elements  und  sie kommen  in  verschiedenen  Regionen  auf der  Welt  in unterschiedlicher  Häufigkeit vor. Wo auch immer ein Mensch atmet, isst oder  trinkt,  er  nimmt  Isotope  auf,  die  sein Körper wie Daten auf einer Festplatte speichert, biologische GPS-Koordinaten, die einen  Hinweis  geben,  wo  ein  Mensch  überall war  in  seinem  Leben.

Im  November  2018  wenden  sich  die Ermittler  mit  dem  Ergebnis  der  Isotopenanalyse  und  ihren  Erkenntnissen  über  die Unbekannte  an  die  Öffentlichkeit. Sie  wissen,  dass  sie  eine  zierliche  Frau war,  1,65  Meter,  schlank,  braune,  gelockte Haare.  Am  Ohr  ein  goldfarbener,  sternförmiger  Ohrstecker.  Womöglich  sah  man  ihrem  Gesicht  den  ausgeprägten  Vorbiss  an, ihre  Zähne  waren  nicht  die  besten,  17  Füllungen deuten darauf  hin,  dass  sie ein  paar Zahnarztbesuche  hinter  sich  hatte.

Sie  wissen,  dass  die  Unbekannte  zwischen  1953  und  1963  geboren  wurde.  Dass sie  also  zwischen  25  und  35  war,  als  sie starb.  Mit  hoher  Wahrscheinlichkeit  ist  sie im südöstlichen Polen aufgewachsen, vielleicht  auch  in  grenznahen  Gebieten  der Ukraine,  in  einer  gebirgigen  Region.  Während  der  Pubertät,  auch  das  legt  die  Isotopenanalyse  nahe,  zog  sie  an  einen  anderen Ort, wohl in eine südliche Alpenregion, lebte  dort  einige  Jahre,  vielleicht  in  der Schweiz  oder  in  Norditalien.

Und  die  Ermittler  wissen  noch  etwas, und  es  ist  dieser  Umstand  ihrer  Lebensgeschichte,  der  die  größten  Fragen  aufwirft. Irgendwann  nämlich  muss  die  Unbekannte  Europa  verlassen  haben,  sie  lebte  eine Weile in Südasien in einer meeresnahen Region,  womöglich  Indien.  Erst  kurz  vor  ihrem  Tod  kehrte  sie  zurück  nach  Europa. Was  hat  die  Frau  nach  Asien  geführt? 1988  ist  Helmut  Kohl  Kanzler.  Kevin Kühnert ist noch nicht mal geboren, so lange  ist  das  schon  her.  Die  Grenzen  sind  zu, durch Deutschland  zieht  sich  der  Eiserne Vorhang, teilt die Welt in Ost und West. 

Reisefreiheit,  Wort  des  Jahres  1989,  klingt  da noch  nach  Utopie.  Zentgrafs  Fragen  wirken  nach  in  der  Stille  seines  Büros:  „Wie kommt eine  Polin in dieser Zeit  nach Westeuropa?  Dann  weiter  nach  Südasien?“ Es gehört zum Wesen einer Rekonstruktion,  dass  man irgendwann an  einen Punkt gelangt,  an  dem  die  Fakten  ausfransen und die Vermutung beginnt. War die Unbekannte  eine  Sinnsuchende,  Anhängerin der  Bhagwan-Bewegung,  die  zur  Hochzeit Ende  der  1970er-Jahre  Tausende  Pilger nach  Indien  lockte?  „Gar  nicht  mal  so  weit hergeholt“,  findet  Zentgraf.  Indien,  das würde passen. „Die  konnten sich untereinander  helfen,  von  A  nach  B  zu  kommen.“ Eine  Prostituierte?  „Nicht  auszuschließen“,  sagt  Zentgraf,  aber  es  spreche  nichts dafür.  Dagegen  spricht,  dass  sich  in  den Haaren der Unbekannten keine Rauschgiftspuren  befanden.  Und  dass  ausländische Prostituierte  vor  der  Grenzöffnung  eher aus  Südamerika  oder  Asien  stammten. Eine  Tramperin?  „Lässt  sich  nicht  von der  Hand  weisen“,  sagt  Zentgraf.  Dafür spricht die Zeit, in der das Reisen per Anhalter  noch  üblich  war,  und  der  Ort,  an  dem die  Leiche  lag:  direkt  neben  der  Autobahn.

Um  Leben  und  Tod  der Unbekannten  zu rekonstruieren,  braucht  Zentgraf  weitere Informationen.  Wie  sie aufgewachsen  ist, behütet  oder  nicht,  in  welchem  Milieu.  Ob sie  verheiratet  war.  Die Isotopenanalyse hat  ihm  geholfen,  aber  Zentgraf  sagt  auch: „Die  Wissenschaft  kann  uns  nicht  alles  sagen.“  Zentgraf  braucht  Menschen,  die  sich erinnern.  Er  braucht  einen  Namen.

Im  März  2019  treten  er  und  Staatsanwalt Hauburger bei der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ auf. Danach gehen 122 Hinweise  ein, zehn  auf  konkrete  Personen.  Die Polizei  geht  allen  Spuren  nach,  aber  auch die  versickern.  Ohne  Treffer  endet  auch die  Suche  über  Interpol  und  polnische  Behörden.  Eine  Vermisstenanzeige,  die  passen  könnte?  Finden  die  Ermittler  nicht. Später,  im  Januar  dieses  Jahres,  sagt  Zentgraf  am  Telefon:  Man  müsse  sich  von  der Vorstellung  lösen,  überall  gälten  die  gleichen Werte. So selbstverständlich wie hierzulande  sei  das  nämlich  nicht  überall:  zur Polizei  zu  gehen,  wenn  jemand  fort  ist. Was  bleibt  den  Ermittlern? Zwei  weitere Phantombilder  der  Unbekannten  haben sie  anfertigen  lassen,  das  aktuellste  erst vor  ein  paar  Wochen.  Thomas  Hauburger hofft  weiter  auf  den  einen  entscheidenden Hinweis. Und auf eine geplante Gesetzesänderung.  Über  DNA  sollen  Ermittler  bald  an Informationen kommen, die heute noch tabu  sind:  Haut-  und  Augenfarbe  etwa.  So könnte  man  die  Herkunft  der  Frau  weiter eingrenzen,  sagt  der  Staatsanwalt.

Leichter Wind weht über den Rosbacher Friedhof, Ralf Zentgraf sucht jetzt in seiner Erinnerung.  Dann  macht  er  einen  Bogen um das Friedhofsgebäude und geht geradewegs  auf  die Friedhofsmauer  zu.  Er  wendet  sich  nach  rechts  und  bleibt  vor  einer schmucklosen  Steinplatte  stehen. Auf  das  Grab  links  davon,  eine  fein  polierte  Granitplatte,  hat  jemand  einen  Topf Primeln  gestellt,  auf  dem  Grab  rechts  liegt ein  Kranz  aus  Tannenzweigen.  Das  Grab vor  Zentgraf  hat  keiner  gepflegt.  Keiner hat  hier  Blumen  abgelegt,  keiner  eine  Kerze  aufgestellt.  Flechten  wachsen  auf  dem kahlen  Stein.  Die  eingravierte  Inschrift  ist schwer  zu  lesen,  Sandkörner  haben  sich  in den Ritzen gesammelt. Zentgraf beugt sich nach vorn  und entziffert die Worte: „Unbekannte(r)  Tote(r)“,  steht  da,  „aufgefunden in der  Gemarkung Rodheim am 21.6.1988“.

Es  ist  die  Wucht  der  Fragen,  die  einen hier  am  Grab  erdrückt.  Wenn  ein  Mensch stirbt  und  auch  nach  Jahrzehnten  niemand  weiß,  wer  er  ist:  Was  sagt  das  über sein  Leben  aus?  Einen  Augenblick  lang hört  Zentgraf  auf  zu  reden.  Steht  einfach nur  da,  die  Hände  in  den  Hosentaschen, den  Blick  auf  das  Grab. Kurz  vorher  in  seinem  Büro.  Der  Kommissar  kramt  einen Ordner  aus  dem Schrank. Eigentlich  war  die  Ungewissheit ja  schon  vorbei,  im  Januar  2019,  als  Post aus der Schweiz kam. Ein pensionierter Bezirksanwalt  war  auf  den  Friedberger  Fall gestoßen,  er  hatte  ihn  an  einen  ungelösten Vermisstenfall  aus  seiner Laufbahn  erinnert.  Die  Kantonspolizei  Zürich  schickte die  Akte  nach  Friedberg.

Zentgraf  blättert,  zieht  ein  Foto  heraus, DINA4,  schwarz-weiß.  Alles  passt in Struktur:  die braunen,  gewellten  Haare;  die  Größe,  die Zierlichkeit;  der  Zeitrahmen,  1984  ist  die Frau spurlos aus ihrer Wohnung in Winterthur  verschwunden.  Auch  die  Herkunft könnte  passen,  die  Frau  ist  Tschechin. Zentgraf  zündet  sich  eine  Zigarette  an. Zieht,  spricht  leise.  „Ich  hab’  mich  eigentlich  schon  gefreut.“  Er  atmet  den  Rauch aus.  In  der  Akte steht auch die Blutgruppe der Tschechin: 0. Die Unbekannte hat Blutgruppe A.
ENDE








Zwischendurch was aus dem richtigen Leben: ----------------------------------
Jaja alles wird ok: Im September zuvor irritierte er die Eltern seiner Freundin, als er nachts in deren Haus nach einem Helm suchte. Und vor zehn Jahren schon soll er, zu Besuch bei einem Onkel in Dresden, zu dunkler Stunde in einen Schrank gepinkelt haben. Alkohol war in allen Fällen Begleiter der nächtlichen Eskapaden. Mehr noch, Bier erweist sich in der psychiatrischen Exploration, und da mag P. noch so sehr auf seinen trinkfesten Erzeuger herabsehen, als sein täglich Brot. Auf vier Flaschen beziffert er dem Gutachter die Grundration, gelegentlich seien es auch schon mal fünf Liter. Seiner jahrelangen Tätigkeit im Wach- und Objektschutz, später als Brandwache in der zehnten Etage eines Luxushotels, habe das nicht entgegengestanden. Den Außendienst-Job bei einer Werbefirma verlor er dann allerdings, als ihm noch in der Nacht der Trunkenheitsfahrt der Führerschein abhanden kam. --------------------------------


Interview zum Thema „schwärmen“ mit unserer Haus- und Hofberaterin Eugenia Freudenstein




Frage: Wie wichtig ist schwärmen im Leben eines Menschen?
Antwort: Ich glaube, Schwärme machen das Leben schöner. Viel schöner.

Frage: Sind Schwärme aber nicht so etwas, wie eine unerreichte Liebe?
Antwort: Das ist eine großer Unterschied. Wer von einer unerreichten Liebe redet, glaubt, er könne diese Liebe (irgendwann) erreichen. Ein Schwarm oder von jemanden schwärmen meint, eine Person himmelt eine andere Person an - mit dem Wissen, diese niemals erreichen zu können. Dieser Gefühlszustand macht nicht unglücklich, im Gegenteil, er macht sogar glücklich.

Frage: Schizophren!
Antwort: Nein. Absolut normal für die menschliche Psyche. Schlimm wäre, eine Person anzuhimmeln, welche Lichtjahre vom eigenen Leben entfernt ist und zu glauben, nur mit dieser Person im Leben glücklich sein zu können.

Frage: Klingt unnatürlich.
Antwort: … und ist sogar gefährlich, wenn man es übertreibt. Nur Priester, die sich für ein Leben mit Jesus entschieden haben, leben im Glück. „Normale“ Menschen werden irgendwann nur noch unter dieser Situation - „unerwiderte Liebe“ - leiden. Manchen steigern sich sogar in eine Liebe derart hinein, obwohl sie intelligent genug sind, zu wissen, dass sie die Finger von dieser Liebe lassen sollten; sie werden unleidlich, reizhaft und hin und wieder sogar krank.

Frage: Was tun?
Antwort: Jugendliche dürfen schwärmen. Dies gehört zum Erwachsenwerden dazu. Aber Erwachsene müssen wissen, dass unerwiderte Liebe kein guter Gefühlszustand ist. Sie sollten mit ihrem Über-Ich ins Reine kommen.

Frage: Über-Ich?
Antwort: Ja, klären Sie ihr sexuelles Verlangen, sprechen Sie mit ihrem Partner darüber, auch Freunde können dabei hilfreich sein. Selbst ein digitaler Seitensprung bei Parship (Anmerk.d.Red.: unser Werbepartner) im Internet kann helfen, Gedanken neu zu sortieren.

Frage: … und wer nicht redet?
Antwort: … (Denkpause) schlägt irgendwann zu. Meist wird die unkontrollierte Wut an Kindern ausgelassen. Auch ein Partner steckt ein. Bewegung und sportliche Aktivität  hilft, um den eigenen Energiehaushalt und die eigene Gefühlswelt wieder in eine ausgewogene Balance zu bringen.

Frage: Wer sollte einen Arzt kontaktieren?
Antwort: Derjenige, der von seinen Gedanken festgehalten wird und sich aus diesem Gedankenstrudel nicht mehr alleine befreien kann.

Frage: Ansonsten?
Antwort: Gott bewahre. Schlägt er vielleicht zu.


Danke für das Gespräch liebe Eugenia.


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