Max hatte genug. Immer der gleiche Trott: Aufstehen, Kaffee trinken, zur Arbeit hetzen, stundenlang Meetings ertragen. Heute würde alles anders werden. Heute würde er einfach mal jemand anderes sein!
Inspiriert von einem Artikel über "Identitätswechsel für Anfänger", beschloss Max, für einen Tag sein langweiliges Ich abzulegen. Aber wer sollte er stattdessen sein? Ein Rockstar? Ein Spion? Zu aufwendig. Dann fiel sein Blick auf den Postboten, der gerade Briefe in den Briefkasten warf. Perfekt! Karl-Heinz, der Postbote – unverdächtig, aber frei!
Schnell schlüpfte Max in eine alte Uniformjacke, die er im Schrank fand, setzte eine Sonnenbrille auf und schnappte sich einen leeren Jutebeutel als "Posttasche". Dann marschierte er los, um das Leben eines Postboten im Schwarzwald zu leben.
Die ersten Minuten waren aufregend. Er lächelte freundlich, warf imaginäre Briefe in Briefkästen und rief: "Post ist da!" – obwohl er natürlich keine hatte. Eine ältere Dame winkte ihm dankbar zu, ein Hund bellte freundlich. Das Leben als Karl-Heinz war großartig!
Doch dann kam die große Herausforderung: Ein Paket lag vor einer Haustür. Ein echtes Paket! Max zögerte. Sollte er es klingeln und einfach überreichen? War das nicht Postdiebstahl? Oder eine gute Tat? Bevor er sich entscheiden konnte, öffnete sich die Tür.
"Ah, Karl-Heinz! Endlich!" Ein großer, bärtiger Mann strahlte ihn an. "Ich warte schon den ganzen Morgen auf mein Paket!"
Max erstarrte. Sollte er aufdecken, dass er nicht der echte Karl-Heinz war? Oder einfach rollen mit der Masche? Er entschied sich für Letzteres.
"Äh… hier, bitte sehr!" Er hob das Paket auf und reichte es dem Mann.
"Danke! Wissen Sie, was drin ist?" Der Mann grinste.
"Äh… nein?"
"Meine neue Gitarre! Ich bin Musiker!" Der Mann riss das Paket auf – und holte… eine quietschende Plastik-Gitarre für Kinder heraus.
Max starrte. Der Mann auch. Dann fing er an zu lachen. "Die ist ja fantastisch! Meine Frau hat mir wohl einen Streich gespielt!"
Max lachte erleichtert mit. Doch dann hörte er eine Stimme hinter sich: "Hey, Sie da! Was machen Sie mit meiner Post?"
Er drehte sich um – und sah den echten Karl-Heinz, der ihn misstrauisch musterte.
Oh-oh.
Max zuckte mit den Schultern. "Tja, Karl-Heinz, heute bin ich wohl einfach mal du gewesen. Aber ich glaube, ich gebe den Job zurück."
Der echte Postbote lachte plötzlich. "Alles gut, Kollege. Aber nächste Mal fragst du vorher, okay?"
Und so endete Max’ Abenteuer als Karl-Heinz – mit einem Lachen, einer quietschenden Gitarre und der Erkenntnis: Manchmal reicht es schon, einfach mal jemand anderes zu *spielen*, um den Tag aufzupeppen.
Und wer weiß? Vielleicht wurde er morgen einfach mal… der Bärtige mit der Plastik-Gitarre.
P.S.Für alle, die nichmehr kapieren, wer sie sind und wie viele davon draussen rumirren